Appell an die Produzenten:
- Seniors müssen
unbedingt ihre Unternehmens- und Geschäftsphilosophie überdenken: Profitabilität,
Margenmaximierung und die Generierung von Shareholder Value (inkl.
Dividendenstärke) müssen wieder als die Top-Prioritäten festgelegt werden - Nicht
mehr grenzenloses Wachstum zu jedem Preis.
- Verbesserung
der Kommunikation mit den Aktionären: Mehr Transparenz in den News, Reports, und
Präsentationen. Konservativere und realistischere Ansätze sind erforderlich. Dazu
müssen die Schwachstellen offen angegangen werden, diese dürfen nicht unter
den Tisch fallen.
- Die
Treffsicherheit von Erwartungen und Prognosen muss wieder in einen grünen
Rahmen gebracht werden. In 2012 konnten so viele Rohstoffproduzenten ihre Ziele
nicht erreichen und enttäuschten den Markt und die Aktionäre. In vielen Fällen
wurden die Einschätzungen extrem verfehlt. Das sorgte natürlich für einen
großen Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens – fatal für jedes börsennotierte
Unternehmen. Daher müssen realistischere und konservativere Einschätzungen und
Prognosen erfolgen, die nachhaltig gehalten und bestmöglich übertroffen werden.
- Bekämpfung der
Kosteninflation: Auf die Entwicklung der meisten Kostenfaktoren (u.a. Energie,
Arbeitslöhne, Minenanlagen und -equipment) haben die Rohstoffproduzenten auf
den ersten Blick wenig Einfluss. Jedoch sind die explodierenden Kosten zu einem
Hauptgrund für die schwierige Lage im Rohstoffsektor geworden und müssen aktiv
angegangen werden. So müssen die Konzerne mit allen Mitteln versuchen, über
Rationalisierungsmaßnahmen, disziplinierte Sparkurse und eine Limitierung der
einflussbaren Bereiche, den steigenden Kosten aggressiv entgegenzutreten. Hier
sind auch das firmeninterne Controlling und die Prozessoptimierung nun besonders
gefordert.
- Mehr
Transparenz bei den Ausweisen der operativen Ergebnissen, vor allem bei den
Reportings für die direkten Förderkosten (Cash Costs) gibt es enormen
Verbesserungsbedarf. Goldproduzenten müssen neben ihren Cash Costs ihre totalen Förderkosten für
eine produzierte Feinunze pro Operation ausweisen, in die alle Kostenfaktoren
miteinfließen. Genau diese sind unter dem Strich nämlich die entscheidenden
Kosten und hier müssen die Bewertungsmaßstäbe und Kalkulationen angesetzt
werden. Der Ausweis der totalen Kosten einer Minenoperation auf die produzierte
Feinunze gerechnet, wird darüber hinaus auch die Position der Produzenten bei
den Verhandlungen hinsichtlich der regionalen und nationalen Abgaben stärken.
- Wachstum darf
strikt nicht mehr auf Kosten der Profitabilität und der Gewinnmarge gehen:
Große Projekte mit einer geringen Rendite müssen verschoben oder ganz
eingestellt werden, um den positiven Cashflow bestmöglich nutzen zu können: Fokussierung von
Projekten, die eine überdurchschnittliche Rendite abwerfen können und zur
Profitablitätssteigerung beitragen, auch wenn viele profitablere Operationen
kleiner sind. Seit 2002 ist der Goldpreis um durchschnittlich 20% pro Jahr
gestiegen, während die großen Goldproduzenten ihre EBITDA-Margen nur um 8%
jährlich erhöhen konnten. Genau hier muss zwingend angesetzt werden, denn
schlussendlich kommt es nur darauf an, welche Renditen und Margen die
Produzenten erwirtschaften. Sie müssen von steigenden Goldpreisen wieder
stärker profitieren können.
- Die
Fokussierung von profitableren und kleineren Minenoperationen haben ebenfalls
auch positive Effekte auf die Ressourcenbasis der Seniorproduzenten. Die
Herausforderung die verbrauchten Reserven mit neuen Ressourcen zu decken wird
immer schwieriger. Die Anzahl der neuen, signifikanten Gold-Discoveries (5+ MOz
Au) ist im vergangenen Jahrzehnt rapide gefallen. Dieser Trend wird sich nicht
umkehren – im Gegenteil. Ein Großteil der jüngsten multi Millionen Goldunzen Entdeckungen
fällt dabei auf Großlagerstätten mit niedrigen Goldgehalten (bulk tonnage), die
meistens immense Kapital- und Entwicklungskosten benötigen, sowie gewöhnlich
längere Entwicklungszeiten und Amortisationsperioden vorweisen. Die Produzenten
haben seit vielen Jahren mit fallenden Gehalten in den Minenoperationen zu
kämpfen – dies resultiert auch daraus, weil sie vermehrt in die gerade
genannten Lagerstätten investierten. Ziehen die Produzenten kleinere und
profitablere Lagerstätten vor, verringern sie die wichtigen
Amortisationszeiträume signifikant, senken die totale CAPEX erheblich, haben
qualitativere Ressourcen im Boden liegen und müssen weniger Reserven decken.
Das hört sich leicht an, ist aber eine komplexe und extrem schwierige
Herausforderung - auch weil viele der besten, hochgradigsten und profitabelsten
Goldvorkommen ausgebeutet sind. Aber genau diese Herausforderung gilt es mit
allen zur Verfügung stehenden Mitteln anzugehen.
- CAPEX-Pläne
für die nächsten Jahre müssen überarbeitet und optimiert werden. Aktuell
beträgt die Marktkapitalisierung der größten Goldproduzenten aggregiert ca. 135
Milliarden USD, die geplante CAPEX für neue Minenoperationen beläuft sich bei
den Seniors in den nächsten 6 Jahren auf stolze 85 Milliarden USD, was über 60%
der totalen MarketCaps entspricht. Die geplante CAPEX ist im Verhältnis zu den Marktkapitalisierungen und der Cashflow-Kalkulationen
klar zu hoch und muss signifikant verringert werden. D.h. auch, dass einige
Großprojekte, deren Kosten völlig aus dem Ruder laufen, konsequent eingestellt
werden sollten. Die Einstellung von einigen Großprojekten (> 5 MOz Au) wird
die Angebotsmenge über die nächsten Jahre unter Druck bringen, was den
Goldpreis zusätzlich stützen bzw. befeuern würde.
- Verbesserung
der Beziehungen mit den lokalen bzw. regionalen Bevölkerungen neben
Minenoperationen, um die Projektrisiken zu senken und nachhaltige Operationen
gewährleisten zu können. Die Verbesserungsprogramme werden erst einmal Geld
kosten und Zeit benötigen, das ist keine Frage. Das wird jedoch nur ein
Bruchteil von dem Aufwandsbetrag sein, der bei Eskalationen und unplanmäßiger Einstellung
von Minenoperationen anfällt. Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit den
Locals sind ein großer Risikofaktor für die Operationen der Minenunternehmen
geworden. Es reicht eben nicht (mehr) aus, ein paar soziale Projekte zu
sponsern und ansonsten einen radikalen Kurs zu fahren. Die Produzenten müssen
alle Streitthemen und Sorgen der Locals ernstnehmen. Die lokalen Bevölkerungen sollten
daher viel mehr am Erfolg der jeweiligen Operation beteiligt werden. Darüber
hinaus müssen die Locals aber nicht nur von den ökonomischen Privilegien
überzeugt sein – hier sind bsp. die Wasserversorgung und die Ökologie oft sehr
wichtige Themen. Nur so ziehen alle an demselben Strang. Parallel kann die
soziale Verantwortung immens verbessert werden. Weiter muss ein stetiger
Austausch mit Vertretern der Locals erfolgen, um auf Bedürfnisse und
Streitthemen besser und schneller reagieren zu können.
- Verbesserung
der Beziehungen und Kommunikation mit den Minenarbeitern und den
Gewerkschaften. Bei diesem Punkt gibt es ebenfalls viel Optimierungsbedarf. Die
Minenkonzerne müssen in schwierigen Regionen, in denen die Lage und Stimmung der
Arbeiterschaft hitzig und instabil ist und damit eine Bedrohung für die
Operationen darstellen - unbedingt an konstruktiven Lösungskonzepten arbeiten,
welche die Situation real und nachhaltig entschärfen. Auch hier müssen die
strittigen Punkte viel ernster genommen werden und die Ursachen für explosive
Themen besser erforscht werden. Das kann bsp. mit mehr Respekt und engeren
Kooperationen erreicht werden, in denen ein kontroverser und konstruktiver
Austausch erfolgt. Lassen die regionalen oder geopolitischen Risiken keine
Verbesserung zu bzw. sind sie nicht kontrollierbar, dann müssen die
Minenkonzerne die Risikofaktoren offen(er) kommunizieren und ggfs. harte
Konsequenzen daraus ziehen.
- Dividendenerhöhungen
müssen erfolgen: Angesichts der schwerwiegenden Probleme hinsichtlich der
Wachstumsambitionen und den fallenden Aktienkursen trotz stabiler Goldpreise,
wird in der Goldbranche der Ruf nach höheren Dividenden immer lauter. Das ist
absolut verständlich. Vor allem in Zeiten, in denen Unsicherheit an der Börse generell
zu spüren ist, ziehen Investoren und Institutionelle vermehrt dividendenstarke
Unternehmen vor. Das bekommen die Goldproduzenten zu spüren, wenn die Nachfrage
nach ihren Aktien fällt – es entfaltet sich eine Spirale, die sich abwärts
dreht. Zudem müssen sich die Goldproduzenten bei fallenden Aktienkursen und
relativer Underperformance zum Goldpreis mehr denn je rechtfertigen, weshalb
sie einen Teil der Gewinne in immer niedriger verzinste Großprojekte stecken
wollen, anstatt sie auszuschütten. Wachstum um jeden Preis scheint daher der
Vergangenheit anzugehören. Aus diesen Gründen könnten die Goldproduzenten auch
selber einen Gefallen daran finden, höhere Dividenden in Zukunft auszuschütten.
Im Hinblick auf den ETF-Boom im Goldsektor ist das als zusätzlicher Anreiz für
die Produzenten ebenfalls sehr hilfreich – statt in die ETFs müsen mehr
Investitionen wieder in die Unternehmen fließen. Weiter sollten die
Dividendenerhöhungen auch nicht nur an die Entwicklung des Goldpreises
gekoppelt werden. Steigen außerdem die Kosten schneller an als der Goldpreis,
bringt das viele Produzenten in große Schwierigkeiten. Die Dividenden müssen
viel mehr an den Cashflow und die Profitabilität des Unternehmens angelegt
werden.
- Die
Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit von wirtschaftlichen Studien muss
signifikant verbessert werden – insbesondere bei Großprojekten, die über viele
Jahre entwickelt werden. So viele Prognosen von früheren Studien konnten bei
etlichen Projekten nicht gehalten werden. Das ist noch milde ausgedrückt. Bei
einigen Projekten, bsp. Barrick Gold’s Flaggschiffprojekt Pascua-Lama gleicht
die Trefferrate der früheren ökonomischen Kennziffern einem kompletten Fiasko. Die
Produzenten müssen auch den fallende Gehalten in den Operationen versierter
entgegen treten. Die steigenden Goldpreise haben während des letzten Jahrzehnts
dazu geführt, dass die Produzenten mehr und mehr Gold aus Lagerstätten mit
niedrigeren Goldgehalten fördern konnten. Und genau diese Art von Vorkommen
bringen die Produzenten heute zunehmend in Bedrängnis. So liegt der
Durchschnittsgehalt der weltweit produzierenden Goldminen heutzutage bei gerade
einmal 1,06 Gramm Gold pro Tonne, der durchschnittliche Gehalt für die größten,
unentwickelten Goldvorkommen liegt nur noch bei 0,66 Gramm Gold pro Tonne – ein
klares Alarmzeichen. Darüber hinaus ist
die Wirtschaftlichkeit von Depositen mit relativ niedrigen Goldgehalten
gewöhnlich sehr preissensibel, d.h. sie sind oft viel stärker abhängig von der
Entwicklung des Goldpreises. Wenn die Förderkosten explodieren und der
Goldpreis nur stagniert, schlägt das umgehend auf die Gewinnmargen durch und
das führt dazu, dass die Förderung von niedrig gradigen Goldvorkommen schneller
unwirtschaftlicher wird. Dieses Dilemma ist einigen Produzenten in den letzten
Jahren widerfahren - deswegen muss zwingend auf dieses große Problem des
kompletten Sektors reagiert werden. So müssen sich die Produzenten ernsthaft
fragen, ob das Risiko von vielen Großlagerstätten mit niedrigen Gehalten noch
vertretbar ist. Es dürfen keine Milliardenbeträge mehr in die Entwicklung von
CAPEX-Monstern gepumpt werden, deren Erfolgsaussichten unsicher und bei
konservativen Preisprognosen nicht haltbar sind. Bei so vielen Großprojekten
sind die Ergebnisse der ökonomischen Studien aufgrund der erheblich längeren
Entwicklungs- und Amortisationsdauer schlichtweg vage Schätzungen und gefährden die
Planungssicherheit. Verfehlen die
wirtschaftlichen Studien die Ergebnisse so drastisch, wie in den letzten
Jahren, dann werden die Produzenten kaum eine Chance haben, ihre Prognosen zu
erfüllen. Auch hier sind die Rohstoffproduzenten nun mehr denn je gefordert.
Speziell für die Developer und Explorer in der Rohstoffbranche:
- Effektiver
Kapitaleinsatz: In Zeiten, in denen der Großteil der Juniorunternehmen
besonders schwierig an signifikante Kapitalsummen mit guten Konditionen kommen,
ist es wichtig, dass sie ihre liquiden Mittel möglichst effektiv einsetzen. Das
bedeutet in erster Linie, dass sie ihre Kostenseite optimieren müssen und ihre
General- und Administrationskosten (G&A) in einem grünen Rahmen halten.
Weiter empfiehlt es sich einen Fokus auf das aussichtsreichste Rohstoffprojekt
im Portfolio zu legen, anstatt das knappe Kapital auf mehrere Projekte zu
verteilen und dabei kaum relevante Fortschritte zu erreichen.
- Einschränkung und
eine sensiblere Behandlung der Verwässerung müssen als Top-Prioritäten für
jedes Juniorunternehmen festgelegt werden. Verwässerung ist die größte
Bedrohung für den Shareholder Value und das zukünftige Unternehmens- und
Kurspotential – diese Fakten werden viel zu wenig kommuniziert und ernstgenommen.
Hier müssen auch entsprechende Signale von den Regulatoren und Brokerhäusern früher
oder später erfolgen, die ihre Geschäftsphilosophie ebenfalls überdenken
müssen. Was bringt es schließlich, wenn bsp. einige kanadische Brokerhäuser
zwar noch etliche Finanzierungen für Juniors aufbringen, um ihre
Provisionshunger zu stillen – diese Finanzierungen aber die Verwässerung der
jeweiligen Firmen explodieren lassen und die zukünftigen Performancepotentiale
damit begraben, sowie die zukünftigen Finanzierungsaussichten enorm schädigen.
Diese Vorgehen sorgen oft schlichtweg für eine Vernichtung von Shareholder
Value. Die Aktienkurse fallen auch aufgrund jeder Verwässerung weiter, die
Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen. Je weiter die Krise im Juniorsegment fortschreitet
und je länger sie anhält, desto mehr Marktteilnehmer wenden sich ab. Der
Juniormarkt trocknet langsam aber sicher aus. Unter dem Strich wird
hochwahrscheinlich ein radikales Cleaning im Juniorsektor in naher oder ferner
Zukunft erfolgen müssen.
- Einstellung
von Beraterverträgen und nicht vertretbaren Bezügen. Insider eines
Juniorunternehmens kassieren oft doppelt und dreifach ab (Gehalt, Optionen,
Bonussysteme, Beraterverträge etc.) und meistens sind die Bezüge überhaupt
nicht erfolgs- oder performanceabhängig. Das Vergütungssystem ist in vielen
Bereichen aus dem Ruder gelaufen. Durch ungerechtfertigte Bereicherungen und de
facto Abzocke auf Kosten der Aktionäre und PP-Zeichner haben die Juniors in den
letzten Jahren sehr viel Vertrauen verspielt. Das müssen sie mit aller Kraft versuchen
wieder zurückzugewinnen – das Vertrauenskapital ist bei jungen und kleinen
Rohstoffgesellschaften existenziell. Dazu gehört auch ein offeneres und
transparentes Reporting und eine bessere Kommunikation hinsichtlich aller
Bezügen, die Insider direkt oder indirekt erhalten.
- Verbesserung
der hauseigenen IR und PR: Bevor Unsummen an externe IR- und PR-Agenturen
fließen, muss der firmeneigene Bereich auf Vordermann gebracht werden. Dazu
gehören regelmäßige Überarbeitungen der HPs, Präsentationen, FactSheets,
visuelle Infomaterialien etc. Zudem müssen realistischere Einschätzungen
erfolgen und kein Fokus auf ferne und vage Potentiale gerichtet werden. In
Krisenzeiten ist das Image der Unternehmen ohnehin schon sehr belastet. So
viele Juniorunternehmen updaten auch ihre Informationen nicht hinreichend und
regelmäßig. Um Vertrauen und Reputation aufzubauen, ist es von größter
Bedeutung, dass die Aktionäre, potentielle Investoren und Interessierte mit
aktuellen und relevanten Informationen versorgt werden - die in erster Linie
vom Unternehmen selber kommen sollten. Nur so kann auf nachhaltiger Basis
Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufgebaut werden.
- Verbesserung
der Reputation und des Image. Juniorunternehmen haben nicht grundlos sehr viel
Vertrauenskapital in den letzten Jahren verspielt. Insidertrading, Front
Running, Pump & Dump, Scam etc. sind an der TSX-Venture praktisch zum
Tagesgeschäft geworden. Etliche Juniors fielen außerdem negativ mit
schwerwiegenden Vergehen gegen die regulatorischen Anforderungen auf. Dazu
kommen Debatten mit den Börsenaufsichten und Verfehlungen von
Qualitätsstandards. Hier ist nach wie vor sehr viel Optimierungsbedarf gegeben.
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