Die Eisenerzunternehmen in Kanada mussten, wie viele Rohstoffgesellschaften in den letzten Monaten, etliche schlechte News verkraften. Die Krise im Minensektor trifft das nordamerikanische Rohstoffland auch in der Basismetallbrache hart. Nun ziehen sich auch einige Branchengrößen vermehrt zurück, was noch härtere Konsequenzen mittelfristig nach sich ziehen könnte.
Die größte kanadische Bahngesellschaft
Canadian National Railway (T.
CNR) stellt aufgrund der schwierigen Marktlage das große Eisenbahnprojekt, das den Eisenerzstandort im
Labrador Trough signifikant fördern sollte, für unbestimmte Zeit ein.
Als maßgeblicher Grund wurde angegeben, dass nicht sichergestellt werden kann, dass die neue Eisenbahntrasse hinreichend ausgelastet werden wird. Hierbei wurde darauf verwiesen, dass viele neue Eisenerzprojekte verschoben oder temporär eingestellt wurden und die zukünftige Produktionsmenge in vielen Hinsichten mit Unsicherheiten behaftet ist. So kann nach intensiver Due Diligence gegenwärtig keine ausreichende Auslastungsquote für die Zukunft garantiert bzw. prognostiziert werden: Unter dem Strich ist es die harte Wahrheit.
Der weltgrößte Stahlproduzent
ArcelorMittal (NYE.
MT)
publizierte Anfang des Jahres einen 1,1 Milliarden USD schweren Verkauf von Beteiligungen an mehreren Eisenerz Assets im Labrador Trough an ein asiatisches Konsortium. Sparmaßnahmen und Schuldenreduzierung werden als Hauptgründe genannt.
Erst im Dezember verringerte der Stahlgigant die Anteile an Projektentwickler
Baffinland Iron Mines, den Arcelor in 2011 übernommen hatte.
An dieser Stelle kann erneut passend auf ein tieferes Problem der Minenbranche verwiesen werden, welches natürlich auch im Eisenerzsektor vorzufinden ist: Die unkontrollierte Gier nach Wachstum vor 2007/2008 hat dazu geführt, dass unzählige Großprojekte angegangen wurden (sehr viele davon in schwierigen Regionen mit ungünstigen Infrastrukturkonditionen), die aufgrund ihrer Preissensibilität heute besonders schwer zu realisieren, d.h. finanzieren sind. Die Folgen sind unausweichlich: Temporäre oder komplette Einstellungen, teure Abschreibungen und bedeutende Investitionsreduktionen. Dazu sind in einigen Bereichen erhebliche Überkapazitäten vorzufinden, sowie die
Verzerrung der globalen Kostenkurve durch die Big 3 der Branche (Vale, BHP, Rio Tinto).
In jedem Fall bleibt jedoch festzuhalten, dass sich die ganzen Bad News (Rückzüge, Verzögerungen, Einstellungen, Investitionskürzungen etc.) früher oder später signifikant auf die Angebotsmenge auswirken sollten. Zeitversetzt werden die Preise reagieren (müssen), auch wenn das einige Jahre dauern könnte. Langfristig gibt es wie bei allen Rohstoffen, deren Förderung großteils immer teurer und aufwändiger wird, nur eine Richtung: Die nach oben. Die Kosteninflation wird ihr Übriges dazu beisteuern.
Trotz des negativen Newsflows und der schwerwiegenden Herausforderungen gibt es auch gegenwärtig Lichtblicke. So verkündete bsp. der CEO von
Teck Resources (NYE.
TCK), Kanadas größter diversifizierter Rohstoffproduzent, dass der Konzern an
Zukäufen im nordamerikanischen Eisenerz Business interessiert ist. Neben den investitionshungrigen Rohstoff- und Industrieunternehmen aus Asien gibt es derweil nicht viele potentielle und vor allem kapitalstarke Kaufinteressenten.