Die Eisenerzunternehmen in Kanada mussten, wie viele Rohstoffgesellschaften in den letzten Monaten, etliche schlechte News verkraften. Die Krise im Minensektor trifft das nordamerikanische Rohstoffland auch in der Basismetallbrache hart. Nun ziehen sich auch einige Branchengrößen vermehrt zurück, was noch härtere Konsequenzen mittelfristig nach sich ziehen könnte.
Die größte kanadische Bahngesellschaft Canadian National Railway (T.CNR) stellt aufgrund der schwierigen Marktlage das große Eisenbahnprojekt, das den Eisenerzstandort im Labrador Trough signifikant fördern sollte, für unbestimmte Zeit ein. Als maßgeblicher Grund wurde angegeben, dass nicht sichergestellt werden kann, dass die neue Eisenbahntrasse hinreichend ausgelastet werden wird. Hierbei wurde darauf verwiesen, dass viele neue Eisenerzprojekte verschoben oder temporär eingestellt wurden und die zukünftige Produktionsmenge in vielen Hinsichten mit Unsicherheiten behaftet ist. So kann nach intensiver Due Diligence gegenwärtig keine ausreichende Auslastungsquote für die Zukunft garantiert bzw. prognostiziert werden: Unter dem Strich ist es die harte Wahrheit.
Der weltgrößte Stahlproduzent ArcelorMittal (NYE.MT) publizierte Anfang des Jahres einen 1,1 Milliarden USD schweren Verkauf von Beteiligungen an mehreren Eisenerz Assets im Labrador Trough an ein asiatisches Konsortium. Sparmaßnahmen und Schuldenreduzierung werden als Hauptgründe genannt. Erst im Dezember verringerte der Stahlgigant die Anteile an Projektentwickler Baffinland Iron Mines, den Arcelor in 2011 übernommen hatte.
Nach Medienberichten in der letzten Woche visiert auch der Rohstoffriese Rio Tinto (ASE.RIO) einen Rückzug aus Kanada an. Der Konzern plane Teile oder das komplette kanadische Eisenerzbusiness abzustoßen. Im Fokus steht die 58,7 %tige Beteiligung an der Iron Ore Company of Canada, die in einem Konsortium um u.a. Rio Tinto und Mitsubishi geführt wird. Der Wert der Beteiligung liegt bei rund 1,8 Milliarden USD. Der Rohstoffriese zieht die Produktionsexpansion in Australien vor und tritt in vielen Bereichen hart auf die Kostenbremse. Die Iron Ore Company of Canada ist der größte Eisenerzproduzent in Kanada. Doch das kanadische Eisenerzgeschäft spielt für Rio Tinto nur eine sehr geringe Rolle im Vergleich mit den Operationen in Australien, wie die nackten Zahlen hinreichend belegen.
Zudem steigen für die kanadischen Minengesellschaften die Belastungen im Schienenverkehr durch die Vorschriften des Bill C-52 Gesetzes. Die Minenbranche wehrt sich zwar offensiv dagegen, doch die Kritik wird von der Regierung bis dahin zurückgewiesen.
An dieser Stelle kann erneut passend auf ein tieferes Problem der Minenbranche verwiesen werden, welches natürlich auch im Eisenerzsektor vorzufinden ist: Die unkontrollierte Gier nach Wachstum vor 2007/2008 hat dazu geführt, dass unzählige Großprojekte angegangen wurden (sehr viele davon in schwierigen Regionen mit ungünstigen Infrastrukturkonditionen), die aufgrund ihrer Preissensibilität heute besonders schwer zu realisieren, d.h. finanzieren sind. Die Folgen sind unausweichlich: Temporäre oder komplette Einstellungen, teure Abschreibungen und bedeutende Investitionsreduktionen. Dazu sind in einigen Bereichen erhebliche Überkapazitäten vorzufinden, sowie die Verzerrung der globalen Kostenkurve durch die Big 3 der Branche (Vale, BHP, Rio Tinto).
In jedem Fall bleibt jedoch festzuhalten, dass sich die ganzen Bad News (Rückzüge, Verzögerungen, Einstellungen, Investitionskürzungen etc.) früher oder später signifikant auf die Angebotsmenge auswirken sollten. Zeitversetzt werden die Preise reagieren (müssen), auch wenn das einige Jahre dauern könnte. Langfristig gibt es wie bei allen Rohstoffen, deren Förderung großteils immer teurer und aufwändiger wird, nur eine Richtung: Die nach oben. Die Kosteninflation wird ihr Übriges dazu beisteuern.
Trotz des negativen Newsflows und der schwerwiegenden Herausforderungen gibt es auch gegenwärtig Lichtblicke. So verkündete bsp. der CEO von Teck Resources (NYE.TCK), Kanadas größter diversifizierter Rohstoffproduzent, dass der Konzern an Zukäufen im nordamerikanischen Eisenerz Business interessiert ist. Neben den investitionshungrigen Rohstoff- und Industrieunternehmen aus Asien gibt es derweil nicht viele potentielle und vor allem kapitalstarke Kaufinteressenten.
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