Ein Blick in die Glaskugel lässt erahnen, dass die schwierige Phase für Minengesellschaften auch in 2013 anhalten könnte. Die größten Belastungsfaktoren bleiben vorerst bestehen.
Als ob 2012 nicht schon ein schwieriges und in vielen Hinsichten enttäuschendes Jahr für die globale Minenbranche gewesen ist. Die Aussichten für das kommende Jahr scheinen nicht besser zu werden. Minengesellschaften stehen weltweit unter Druck, da sie trotz hoher Rohstoffpreise immer weniger Alpha erwirtschaften. Die gesamte Minenbranche hat mit markanten Veränderungen zu kämpfen, etliche neue Trends wurden zu Belastungsfaktoren. Folgend ein Überblick über sechs bedeutende Herausforderungen der Miner in 2013:
1. Höhere Kosten: Die anhaltende Kosteninflation bleibt mit Sicherheit der schwerwiegendste Belastungsfaktor für Rohstoffunternehmen. An allen Ecken und Enden steigen die Ausgaben. Niedrigere Abbaugehalte, steigende Löhne, höhere Energiekosten und teureres Minenequipment lassen die operativen Förderkosten ansteigen. Parallel müssen die Produzenten in vielen Erdteilen höhere Abgaben an den Staat, die Kommunen und die lokale Bevölkerung leisten. Im Gleichschritt stiegen die Explorationskosten und die Kapitalaufwendungen für die Entwicklung neuer Projekte. Um die Kosten unter Kontrolle zu bekommen, müssen viele Minenunternehmen disziplinierter und aggressiver sparen, alle Kostenfaktoren hinreichend analysieren und optimieren und vermutlich ihre Geschäftsphilosophie langfristig ändern. An erster Stelle muss nachhaltige Profitabilität als Ziel festgesetzt werden, und nicht mehr grenzenloses Wachstum. Etliche neue Minenoperationen, die besonders kapitalintensiv sind und deren Rendite nicht überdurchschnittlich hoch ist, müssen verschoben bzw. temporär eingestellt werden, um die finanzielle Lage bei den Produzenten entlasten zu können.
2. Unsichere Nachfrageprognosen: Sowohl die wachstumsstarken BRIC-Staaten, wie auch die entwickelten Volkswirtschaften, als auch das krisengeschüttelte Europa – alle haben mit den Folgen der Finanzkrise weiterhin zu kämpfen und alle sind von den offenen Schleusen der Notenbanken abhängig. Ohne Stimulusmaßnahmen wäre das Weltwirtschaftswachstum eingefroren. Die anhaltende Unsicherheiten wirken sich natürlich auf die Erwartungen und Prognosen für die Rohstoffnachfrage auf. Konjunkturelle Abschwünge und Unsicherheiten bringen die Rohstoffbranche immer in ein schwieriges Fahrwasser. Bei allen negativen Prognosen und des Wachstumsrückgangs in China - Zugpferd Nummer 1 der Rohstoffbranche – wird die absolute Nachfragemenge jedoch auf einem hohen Niveau bleiben. Involvierte Unternehmen der Minenbranche wissen das und fokussieren auch den langfristigen Trend im Rohstoffsektor. Steigen die Belastungen aber so stark an, wie es in den letzten Jahren der Fall war, wird es immer schwieriger, am Kurs mit Überzeugung festzuhalten. Diese Durststrecke gilt es nun zu überwinden.
3. Länderrisiken: Die Furcht vor Verstaatlichungen, Bürgerkriegen und ausufernde Streikwellen war 2012 schon ein großes Thema für die globale Minenbranche. Die geopolitischen Risiken werden in 2013 vermutlich nicht nachlassen. Dass es sogar in einst so soliden Minennationen wie bsp. Südafrika oder Peru zu teils erheblichen Turbulenzen gekommen ist, lässt den Zweifel an sichere und nachhaltige Geschäfte in etlichen Staaten wachsen. Diese Problematiken treffen die Minenunternehmen an vielen Stellen sehr hart. Die aktuellen Belastungen steigen und die zukünftigen Bedrohungen und Angriffsstellen wachsen. Minenunternehmen müssen weltweit das Ziel verfolgen, die lokale Bevölkerung an den jeweiligen Minenliegenschaften, die Region, die Regierung im Abbauland und jegliche bedrohliche Instanz hinreichend und überlegt in ihre Geschäfte miteinzubeziehen. Sämtliche Risikofaktoren müssen berücksichtigt werden. Nur wenn alle involvierten Gruppen zufrieden gestellt sind, können Operationen nachhaltig gewahrt werden. In Ländern, in denen Rohstoffunternehmen keinen Einfluss auf die Stabilität haben, z.B. aufgrund von Bürgerkriegen, Verstaatlichungen oder einer Diktatur, müssen die Risiken viel ernster genommen und offener kommuniziert werden. Rohstoffunternehmen müssen schauen, dass sie stabile Regionen und nachhaltige Operationen dem Charme von hohen Renditen vorziehen. Eine bessere Kommunikation, sowie eine intensivere und größere Diversifizierung kann die Länderrisiken beträchtlich einschränken.
4. Steigende Anforderungen der Unternehmensführung: Minenunternehmen haben mit erfolgreicher Imagepflege und Branding immer mehr zu tun. Mining steht insbesondere aufgrund der ökologischen Belastungen und der zahlreichen, umstrittenen Konsequenzen heutzutage in der Kritik. Das führt dazu, dass die Ausgaben und zeitlichen Aufwände für Aufklärung, Überzeugung, Kommunikation und soziale Verantwortung stetig wachsen. Steigende Qualitätsanforderungen und Transparenzrichtlinien an neue Minenoperationen und straffere Umweltregularien drücken ebenfalls auf die Kostenseite. Parallel steigen in vielen Minenregionen die bürokratischen Herausforderungen und die Dauer der Genehmigungsprozesse.
5. CAPEX-Eskalationen: Der Glaube an einen krisenresistenten Rohstoffsuperzyklus hat dazu geführt, dass zahlreiche neue Megaprojekte in den letzten Jahren angegangen wurden. Die prognostizierten Kapitalinvestitionen mussten in unzähligen Rohstoffprojekten über die letzten Jahre massiv nach oben korrigiert werden, was die Projekte noch teurer werden lässt. Viele Megaprojekte scheinen ein Milliardengrab zu werden. Wie unter Punkt 1 schon angesprochen, stehen etliche Rohstoffgesellschaften aufgrund angespannter Financials und unsicherer Aussichten nun zunehmend vor der Frage, ob sie an einigen Großprojekten festhalten oder diese temporär einstellen. Major wie BHP und Rio Tinto haben aufgrund der ausufernden Kapitalkosten und der angespannteren Finanzlage, einige Großinvestitionen vorerst auf Eis gelegt. Auf diesen Trend müssen weitere Gesellschaften nun aufspringen. Die Verschiebung von kapitalverschlingenden, neuen Megaminen wird zwar das Wachstum beschränken und die Angebotslage früher oder später beeinflussen, dies sollte sich aber positiv auf die Rohstoffpreise auswirken. Das eingesparte Kapital kann in kleinere, profitablere Operationen investiert werden und parallel können die Unternehmen die Dividenden erhöhen. Beides dürfte bei Aktionären und Investoren mittelfristig Gefallen finden.
6. Feindliche Übernahmen: Die gestiegenen Herausforderungen im Rohstoffsektor ließen den Konsolidierungsdruck über die letzten Jahre merklich ansteigen. Darüber hinaus sorgen die relativ niedrigen Bewertungen im krisengeschüttelten Rohstoffsektor dafür, dass Fusionen und Übernahmen noch lukrativer erscheinen. So wächst vor allem für die besten und profitabelsten Gesellschaften im Sektor, die Gefahr vor feindlichen Übernahmen. Denn genau die Unternehmen, welche es sogar schaffen, in schweren Zeiten wie diesen, operativ zu glänzen, stehen ganz oben auf den Listen der favorisierten Übernahmeobjekte. Um die Kostenanstiege besser abfedern zu können, kaufen sich kapitalstarke Rohstoffgesellschaften auch immer öfters bei Zulieferern und Abnehmern ein. Passendes Beispiel war hier in 2012 die Megafusion von Glencore und Xstrata, die in ausgewählten Rohstoffen nun die komplette Wertschöpfungskette kontrollieren.
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